Manche Menschen sitzen zu Hause in ihrer dunklen Kammer und zittern den ganzen Tag. Andere genießen das Leben und sind voller guter Laune. Wie kann das sein? Unter anderem deswegen, weil das Gehirn und die Gedanken das Menschen unterschiedlich arbeiten. Solche Unterschiede sind im Fach Psychologie schon allein genommen ein interessanter Gegenstand für die Forschung.
Manche Menschen sitzen zu Hause in ihrer dunklen Kammer und zittern den ganzen Tag. Andere genießen das Leben und sind voller guter Laune. Wie kann das sein? Unter anderem deswegen, weil das Gehirn und die Gedanken das Menschen unterschiedlich arbeiten. Solche Unterschiede sind im Fach Psychologie schon allein genommen ein interessanter Gegenstand für die Forschung. Nämlich die Ursache zu finden, warum das so ist. Doch es geht noch einen Schritt weiter. Was auch wichtig ist, das ist die Frage, wie man diese Dinge verändern kann.
Man hat im Laufe der Jahre festgestellt, dass jeder Mensch im Kopf das geistige Konstrukt Zukunftsangst aufbaut. Die Frage ist nur wie viel davon und wie sehr es den Lebensalltag verändert – ganz allgemein betrachtet.
Zudem hat man herausgefunden, dass das aktuelle Zeitgeschehen ebenfalls eine Rolle spielt. In Zeiten des kalten Krieges dominierten andere Sorgen den Alltag als in Zeiten der Finanzkrise oder in der Covid-Pandemie. So gesehen ist das Thema eine Art Spiegel des allgemeinen Wohlbefindens der gesamten Gesellschaft. Eines, das so mächtig ist, dass es sie sogar komplett spalten kann.
Wie man solche Untersuchungen durchführt und was man aus ihnen lernen kann, das zeigt uns eine Testreihe, die vom Fachbereich Psychologie an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck durchgeführt wurde. Erschienen ist es als eBook unter dem Titel „Fragebogenstudie Zukunftsangst“.
Daten zum eBook:
Autoren: Jean-Manuel Mönnich, Andrea Heckele
ASIN: B076X94P8L
Herausgeber: GRIN Verlag; 1. Edition (20. September 2011)
Dateigröße: 2591 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 60 Seiten
Zum Inhalt von „Fragebogenstudie Zukunftsangst“
Worum geht es in der Fragebogenstudie Zukunftsangst? Im Fachbereich Psychologie haben sich Jean-Manuel Mönnich und Andrea Heckele dieses Themas angenommen. Es ging nicht darum Antworten zu finden auf die Frage: Zukunftsangst was tun – oder ähnliche Dinge. Stattdessen sollte eine Analyse stattfinden darüber, welche Zukunftsängste aktuell in der Gesellschaft vorherrschen und welchen Einfluss sie haben. Dabei wurden stochastische Auswertungen mit dem Statistik-Programm SPSS durchgeführt, um die Analysen zu veranschaulichen. Welche interessanten Erkenntnisse konnte die Studie gewinnen?
Ein der wohl wichtigsten Erkenntnisse der Studie ist gewesen, dass es sich um eine Art theoretisches Konstrukt Zukunftsangst handelt. Warum? Weil diese Art von Angst rein spekulativ ist. Sie entsteht aus einem Fantasiegebilde, in der jeder Mensch sein eigener Architekt ist. In der Flüchtlingskrise zeigte sich das deutlich. Es gab Menschen, die hießen Flüchtlinge willkommen und feierten sie mit freundlicher Begrüßung. Und dann wiederum gab es Teile der Bevölkerung, die sie unbedingt verhindern wollten. Ursache der Problematik ist, dass jeder Mensch versucht mit Erfahrungen aus der Gegenwart die Zukunft vorauszusagen. Die einen gingen die Dinge in Gedanken durch und sahen die Zukunft positiv. Eine Million zusätzliche Mitbürger, das werden alles mal Fachkräfte sein und Steuerzahler. Andere wiederum sahen Terroranschläge von Islamisten vor sich und kriminelle Familienclans. Man muss sagen, dass es in Deutschland in der Vergangenheit bereits solche Erfahrungen mit beiden Richtungen gab. Es gibt gute und es gibt schlechte Effekte. Und wie man sich die Zukunft ausmalt, das entscheidet sich bei jedem individuell. Wenn man sich nur auf die eine oder andere Richtung fokussiert, dann nimmt man nur noch Dinge wahr, die das eigene Gedankengut bestätigen. Soziale Medien helfen dabei Menschen mit ähnlichen Meinungen zusammenzubringen. Auf diese Weise entstehen innerhalb der Gesellschaft Gruppen, die unter völlig anderen Voraussetzungen in die Zukunft blicken, und dementsprechend politisch sehr divergierende Ideen davon haben, wie man die Probleme im Land lösen müsste.
Überraschend war der Fakt, dass Jean-Manuel Mönnich und Andrea Heckele herausgefunden haben, dass mit der zunehmenden Kinderanzahl die Zukunftsangst tendenziell abnimmt. Warum das so ist, lässt sich nicht so einfach auswerten. Lediglich der Trend ist nachweisbar.
Ebenfalls interessant war, dass unsere Mitbürger, die neben einem Kernkraftwerk wohnen oder in einer Region mit akuter Hochwassergefahr, nicht unter permanenter Angst davor leiden. Offenbar ist die menschliche Psychologie so aufgebaut, dass dauerhafte Gefahren irgendwann ausgeblendet werden. Vielleicht, weil man den Zustand als normal empfindet und sich eine Art Gewöhnungseffekt einstellt. Ungefähr so, wie beim Autofahren und Fliegen. Wir fahren so oft mit dem Auto, dass wir kaum noch Angst davor haben. Beim Fliegen jedoch zittern viele Reisende. Und das, obwohl Autofahren deutlich gefährlicher ist. Ob das positiv ist oder nicht sei dahingestellt. Offenbar ist das Ausblenden einer permanenten Gefahr lebenswichtig. Ansonsten würden wir Menschen unter dauerhafter Angst leben und verrückt werden. Möglich wäre dann eine generalisierte Angststörung, bei der Betroffene nicht mal mehr das eigene Haus verlassen können, weil sie nur noch Gefahren sehen.
Eine weitere Entdeckung war die Frage, ob man mit Hilfe von Medien das Thema Zukunftsangst instrumentalisieren kann, um die Bevölkerung zu manipulieren. In zahlreichen anderen Untersuchungen hierzu stellte man fest, dass die Zukunftsangst in ihrer Form und Intensität tatsächlich beeinflussbar ist. Dabei wurden einer Testgruppe Bilder von lustigen Katzenvideos gezeigt oder Babys, spielende Kinder und ähnliche. Der anderen Gruppe dagegen Ausschnitte aus Endzeitfilmen, Krieg, Krankheit oder von Terroranschlägen usw. Anschließend mussten beide Gruppen einen Fragebogen ausfüllen darüber, ob sie die Zukunft eher positiv als negativ sehen. Die Gruppe mit den verstörenden und gewalttätigen Videos neigte tatsächlich dazu viel negativer zu denken als die andere. Daraus lässt sich ableiten, dass man in gewissem Maße Menschen steuern kann, indem man die Art der Informationen reguliert, die sie bekommen. In totalitären Ländern, in denen der Staat die öffentlich rechtliche und die private Presse kontrolliert, ist das ganz deutlich zu sehen. Dort werden immer diejenigen Nachrichten präsentiert, die ganz gezielt bestimmte Befürchtungen schüren. Angst vor einer genderfreundlichen Gesellschaft oder Angst vor Zuwanderung, vor Kriminalität oder Überfremdung usw. So lassen sich viel einfacher Gesetze rechtfertigen, die sich gegen die allgemeine Freiheit oder die Mitbestimmung richten.
Fazit
Das vorliegende Buch ist ein hoch interessantes Werk aus einem Teil der Psychologie, dem in der nächsten Zeit hohe Bedeutung zukommen wird. In einigen Ländern der EU haben sich bereits zum Teil autokratische Systeme eingenistet. Fremdenfeindlichkeit nimmt eher zu als ab. Zudem haben sich einige große und mächtige Staaten von dem Weg der liberalen Demokratie verabschiedet und driften ab. Möglich wird das dadurch, dass bestimmte Entwicklungen und Befürchtungen genährt werden. Es erfolgt mit Hilfe von falschen Informationen und der Überrepräsentation bestimmter Probleme oder Gefahren in den Medien.
Eine solche Entwicklung hat sich gerade auch in Deutschland eingestellt. Seit Beginn der Covid 19 Pandemie entwickelt sich die Gesellschaft in vielen Fragen auseinander. Die Spaltung zwischen Geimpften und Ungeimpften lässt sich im Grunde auf solche Phänomene zurückführen. Problematisch wird das, weil sich Gruppen, deren Ansichten extrem von der Meinung der Mehrheit abweichen, zum Teil radikalisieren. Zudem suchen solche Gruppen Verbündete, indem sie sich mit anderen verbünden, bei denen wegen anderer Themen eine intensive Abgrenzung erfolgt.
Vielleicht wird es dieses Gebiet sein, das näher erforscht werden muss, damit das Zusammenleben wieder friedlicher wird. Beiträge und Untersuchungsreihen wie diese, könnten dabei auf jeden Fall hilfreich sein. Sie liefern womöglich immer bessere Erkenntnisse.
Die wichtigste Lehre jedenfalls war die Feststellung, dass Zukunftsangst ein theoretisches Konstrukt ist, welches jeder Mensch individuell in seinem eigenen Kopf steuert. Wenn die Bereitschaft da ist, dann kann quasi von einem Tag auf den anderen ein Umdenken erfolgen.