Wer schon einige Lebensjahre auf dem Konto verbuchen kann, der erinnert sich möglicherweise an das Jahr 1993, als auf RTL das Pendant zu Saturday Nigh Live (=SNL) ins Leben gerufen wurde. SNL – Eine legendäre Comedy Show in den USA, die schon so manchen Superstar hervorgebracht hat. Darunter Eddie Murphy, John Cusack oder Will Ferell.
Wer schon einige Lebensjahre auf dem Konto verbuchen kann, der erinnert sich möglicherweise an das Jahr 1993, als auf RTL das Pendant zu Saturday Nigh Live (=SNL) ins Leben gerufen wurde. SNL – Eine legendäre Comedy Show in den USA, die schon so manchen Superstar hervorgebracht hat. Darunter Eddie Murphy, John Cusack oder Will Ferell. Für RTL war der Comedy Klon eine der Sendungen, die zu der Zeit massiv dazu beitrugen, zu einem der meistgesehenen Sender im Land zu werden. RTL Samstag Nacht wurde ins Leben gerufen und entwickelte sich zu einem gigantischen Erfolg. Mit dabei waren direkt am Anfang Olli Dittrich, Esther Schweins, Stefan Jürgens, Mirko Nontschew, Tanja Schumann – Namen die man heute immer noch kennt. Ein weiterer Star der Sendung war der unvergleichliche Wigald Boning. Auch heute noch immer wieder im Fernsehen präsent.
Aus RTL Samstag Nacht gingen einige Sketche hervor, die später für eine Generation Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs wurden: „Suppa Burschi“ oder „Darf ich sie an die Bkeke titten?“ – lauter solche Wortspiele. Zudem stachen aus der Gruppe vor allem Olli Dittrich und Wigald Boning besonders hervor. Sie produzierten gemeinsam zwei erfolgreiche Musik Alben mit den Titeln „Lieder, die die Welt nicht braucht“ und „Melodien für Melonen“. Sie fanden reißenden Absatz. Später machten beide immer wieder durch besonders humorvolle Sendungen von sich Reden. Da hatten sich zwei Komiker gefunden, die ein ganzes Land über Jahrzehnte gemeinsam oder allein zum Lachen brachten.
Erst wenn man diese Informationen im Hinterkopf hat, dann versteht man richtig, welche Genialität in der Person Boning steckt. Erst dann wird es richtig interessant, wenn dieser Mann ein Buch herausbringt. Eines, in dem es darum geht an verschiedenen Orten in Deutschland im Zelt zu schlafen. Was? Das ist alles? Ja, Sie haben richtig gelesen. Es geht darum im Zelt zu schlafen. Mal unter freiem Himmel, wo immer sich ein Ort dafür bietet. Mal in der freien Natur am Lagerfeuer, aber auch mal mitten in der Stadt auf einem öffentlichen Platz. Normalerweise würde die Grundidee „Mann im Zelt“ wohl niemanden vom Hocker reißen. Doch wenn Herr Boning das macht, dann ist es besser, wenn Sie vorsorglich ihre Lachmuskeln trainieren. Denn glauben Sie uns, mit ihm wird das einfach nur zum verrücktesten Campingexperiment, das es je gab. „Im Zelt – von einem, der auszog um draußen zu schlafen“ ist ein vielschichtiges Buch. Es regt zum Nachdenken an, es liest sich ungeheuer interessant. An manchen Stellen werden Sie sich krümmen vor Lachen. Lustige Anekdote vorab: die Experten vom Zeltverleih Köln merkten in der Zeit nach dem Erscheinen tatsächlich einen kleinen Effekt bei den Bestellungen. Offenbar hat das Buch einige Leser animiert auf dem nächstgelegenen Campingplatz ebenfalls ein Zelt aufzuschlagen.
Daten zum eBook
Autor: Boning Wigald
Herausgeber: Rowohlt Taschenbuch; 3. Edition (21. September 2016)
Seitenzahl der Print Ausgabe: 272 Seiten
ISBN-10: 3499631946
ISBN-13: 978-3-499-63194-8
Zum Buch-Inhalt von „Im Zelt“
Camping – für den Normalbürger eine Tätigkeit, die mit Urlaub verbunden ist. Man schlägt sein Zelt auf einem speziell dafür vorgesehenen Platz auf. Und dann werden Ferien gemacht. Ein Lagerfeuer wird angezündet, wo man sich das Essen brutzelt usw. Doch nicht in diesem Buch bzw. nicht immmer. Boning hat etwas anderes probiert. Er hat für genau 200 Tage seinen Lebensmittelpunkt in ein Zelt verlegt. Er zog von Ort zu Ort und stellte es immer wieder wo anders auf. Dabei spielte für Ihn das Wetter keine Rolle. Ob kalt oder heiß, ob Wind oder Hitze – er hat einfach weiter gemacht und die Sache bis zum Schluss durchgezogen. Dabei schlug er sein Zelt schon auch mal auf dem Campingplatz auf. Aber manchmal eben auch in einem Flussbett, auf den Dächern von Häusern, auf Balkonen. Zudem schlief er gelegentlich auf Parkbänken oder in einem Lichtschacht.
Warum macht man so etwas? Begonnen hat das ganze damit, dass es Boning in der Hitze des Sommers in seiner Münchner Wohnung nicht mehr aushielt. Daher packte er sein Zelt ein und ging hinunter zur Isar. Dort fand er eine Insel aus Kies. Für ihn war damit der lang gehegte Traum einer eigenen Insel erfüllt. Die warme Nacht draußen zu verbringen hat ihm so gut gefallen, dass er spontan beschloss das so lange weiter zu machen, bis es ihm keinen Spaß mehr machte. Und je länger das war, umso mehr wuchs die Freude daran. Am Ende wurden es also genau 200 Tage.
Besondere Freude bereitete ihm die unterschiedliche Geräuschwelt und die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Allein diesen Job empfand er immer wieder als kreative Tätigkeit. In seiner Zelt-Behausung konnte er der nächtlichen Geräuschkulissen lauschen. Und so ergab das eine das andere.
Eine solche Aktivität ist dann natürlich eine ideale Basis, um Dinge zu erleben, die man im Alltag sonst nicht zu Sehen bekommt. Und genau diese außergewöhnlichen Ereignisse versteht Boning so wunderbar sprachlich in Szene zu setzen. Manche davon sind ungeheuer lustig, andere regen zum Nachdenken an.
So zum Beispiel erwähnt der Autor, dass er jetzt mehr Respekt als je zuvor vor Flüchtlingen oder Völkern genießt, die als Nomaden leben. Dauerhaft im Zelt zu übernachten und immer wieder den Lebensmittelpunkt auf- und abzubauen kann das Nervenkostüm schnell an den Rand des Ruins führen.
Besonders lustig sind folgende Begebenheiten. Der Autor hat durch das Schlafen im Zelt nicht seine Arbeit aufgegeben. Er wurde zu Jobs eingeladen und musste den Produzenten dann klar machen, dass er kein Hotel benötigt. Stattdessen sollten sie ihm einen Zeltplatz beschaffen. Kaum zu glauben. Aber man nahm es mitunter locker und manche stellten ihm dann sogar einen Praktikanten zur Seite, der dann half das Zelt aufzubauen.
Einmal wollte er in Köln unter einer Brücke übernachten. Dort wäre auf jeden Fall noch Platz genug gewesen. Doch die dort lebenden Obdachlosen haben in ihm eine Konkurrenz gesehen und wollten ihn nicht in ihr Revier lassen. Somit ist er zur nächsten Parkbank gegangen und hat dort die Nacht verbracht. Solche Geschichten entstehen wirklich nur dann, wenn jemand abseits der üblichen Lebensgewohnheiten agiert. Und solche Einblicke in eine andere Welt bekommt man als Leser nur relativ selten.
Genau diese bunte Mischung macht das eBook so anders als viele andere. Hinsichtlich der Emotionen durchlebt man eine äußerst breite Palette. Aus den zahlreichen unkalkulierbaren Situationen entstehen mitunter irrsinnig komische Erlebnisse. Es ist nicht spektakulär, was man liest. Dennoch ist es ungeheuer unterhaltsam. Besser als viele der fiktiven Storys, die Sie als Leser sicherlich doch schon immer wieder präsentiert bekommen hat. Realität – das ist es, was hier den finalen Ausschlag gibt.
Herr Boning hat hier ein richtig gutes Buch hingelegt. Es ist aus einer spontanen Idee entstanden und wurde dann zu einer Art Selbstläufer. Man sagt immer, dass Humor ein Zeichen für Intelligenz ist. In diesem Fall stimmt das. Der Schreibstil ist ungeheuer flüssig und angenehm. Die Geschichten verstehen es zu fesseln. Somit ist das vorliegende Werk das ideale Buch, um ein paar schöne und fröhliche Stunden zu erleben.