„Reisen mit dem Traktor“ von Diethard Dr. Friedrich ist ein heiter geschriebenes Buch, in dem sich der Autor, selbst schon ein wenig betagt, spontan an einer Kreuzung in einen Kompakttraktor verliebt. Im Geist gab er bereits den Luxus seines Sechszylinder BMWs mit seiner wohlwollenden Wärme der Sitzheizung und den automatischen Wischern auf. – Mit einem
„Reisen mit dem Traktor“ von Diethard Dr. Friedrich ist ein heiter geschriebenes Buch, in dem sich der Autor, selbst schon ein wenig betagt, spontan an einer Kreuzung in einen Kompakttraktor verliebt. Im Geist gab er bereits den Luxus seines Sechszylinder BMWs mit seiner wohlwollenden Wärme der Sitzheizung und den automatischen Wischern auf. – Mit einem Schlag erinnert er sich daran, dass er bereits als Junge dafür bekannt war, ausgefallene Ideen zu haben. Doch mit 62, seinen BMW aufzugeben, um ihn gegen einen Kompakttraktor einzutauschen, … das war vielleicht doch etwas Überzogen.
Doch die Idee, einmal mit dem Kompakttraktor zu reisen, ließ sich nicht so schnell wieder verwerfen. Und da war die Frage der Anschaffungskosten. Nicht zuletzt so ein Gefährt kostet … ja, vielleicht so viel wie ein halbes Haus. Ein Preis, bei dem man vielleicht zweimal nachdenkt, nur um so ein bisschen Nostalgie nach Hause zu fahren.
Diethard Dr. Friedrich beschäftigte sich mehr und mehr mit der Frage, wie so ein Traktor wohl von innen aussieht oder wie der Kleintraktor in seinen Vorstellungen zu bedienen war. Das war, bis er „seinen“ Traktor auf der Fahrbahn sah. Allerdings auf der anderen Straßenseite.
Mit seinem Sechszylinder BMW drehte er schnell um. Einen Traktor einzuholen, damit hatte der BMW natürlich kein Problem. Als der Kleintraktor dann endlich zum Stehen kam, stieg ein freundlicher Gemeindebediensteter aus und beantwortete geduldig jede Frage, die Diethard Dr. Friedrich an ihn richtete. Zu seiner Überraschung gab es in dem Traktor mehr Technik als in seinem Sechszylinder BMW mit Ledersitzen. Die Idee mit einem Kompakttraktor zu reisen vertiefte sich. Jetzt hieß es nur noch das richtige Modell zum richtigen Preis zu finden. Danach sollte dem bäuerlichen Leben nichts mehr im Wege stehen.
Es dauerte nicht lange als er am Straßenrand so einen „Enzianblauen“ Traktor, mit einem weißen Schild, auf dem „Zu verkaufen“ stand, sah. – Selbst als Traktor Laie konnte Diethard Dr. Friedrich erkennen, dass es sich um ein älteres Modell handelte. Locker, zwischen dreißig und fünfzig Jahre alt, doch gut erhalten. Es handelte sich um einen Fordson Traktor. – Leider war der Fahrzeugbesitzer eben nicht zu Hause und so musste sich Diethard Dr. Friedrich bis am Abend gedulden. Der Traktorbesitzer und Diethard Dr. Friedrich wurden sich schnell handelseinig.
Als sich der Autor nach dem guten Erhalt des Traktors erkundigte, stellte sich heraus, dass, der dann noch Besitzer, ein Kraftfahrzeugmechaniker war. Den Kompakttraktor hatte er vom Nachbarn in einem völlig desolaten Zustand übernommen und in mühsamer Kleinarbeit zu dem jetzigen Zustand hergerichtet. Der Nachbar hatte noch mindestens zehn dieser Enzianblauen Traktoren. Als Diethard Dr. Friedrich zu einem späteren Zeitpunkt auch den Nachbarn, also den ursprünglichen Traktorbesitzer kennenlernte, stellte es sich bald heraus, dass er ein hingebungsvoller Fordson Fanatiker war.
Der Autor erinnerte sich an seine erste Traktorerfahrung während der Ernteeinbringung, die nun schon 35 Jahre zurücklag. Erinnerungen, die ihn Momente der längst vergangenen Jugend, wieder erleben ließ.
Bevor sich Diethard Dr. Friedrich jedoch von seinem Geld trennte, wollte er eine Probefahrt unternehmen. Wie es der Teufel oder vielleicht die Hexe so will, hatte er prompt am Tag der ersten Ausfahrt einen Hexenschuss und vom Traktorfahren war keine Rede.
Der Autor erinnerte sich an einen alten Freund im Nachbardorf, der bereits als Dreijähriger auf Opas Traktor gesessen ist und als Zwölfjähriger die ersten Ackerfurchen selbst gezogen hat. Auch an ihm ist der Zahn der Zeit nicht vorübergegangen. Wegen einer schmerzenden Hüfte hatte er die Farmarbeit schon lange aufgegeben. Doch, so war sich der Autor und sein Freund einig, für das Schleppertesten sollte es reichen. Und so war es auch. Alles passte, der Kompakttraktor wurde gekauft und stand dann auch schon bald in der Einfahrt von Diethard Dr. Friedrich, wo sowohl Traktor als auch der neue Besitzer die Abendsonne genossen.
Dabei sollte es jedoch nicht bleiben. Bereits innerhalb einer Stunde stand auch der Nachbar des Autors mit dessen Sohn in der Einfahrt. Beide Männer gaben ihre Meinungen, über den Traktor vor Ort als auch über Traktoren im Allgemeinen, ab.
Wie es das Schicksal so will, hatte der Nachbar des Autors ein Grundstück mit einem Schuppen im nächsten Dorf. Der Nachbar bot Diethard Dr. Friedrich den Schuppen an, um sein preis-gewichtiges Fahrzeug unterzustellen. Der Autor nahm das Angebot gerne an. Es stellte sich schnell heraus, dass der Nachbar nicht nur selbst ein Traktornarr war, sondern alle Art alter landwirtschaftlicher Geräte und Traktoren sammelte. Diethard Dr. Friedrich und sein Nachbar waren die ideale Ergänzung.
Über die nächsten Monate machte Diethard Dr. Friedrich die erstaunlichsten Bekanntschaften. Unter anderem auch eine Nachbarin aus einer Nebenstraße, der der blaue Traktor nicht entgangen ist. Nicht nur war die ehemalige Lehrerin eine Verfasserin von Schulbüchern, sie war auch eine leidenschaftliche Motorradfahrerin. Sie stellte den Autor von „Reisen mit dem Traktor“ dem Club der Oldtimerfreunde im Ort vor. – Eine Woche später war Diethard Dr. Friedrich bei einer Ausstellung mit dabei. Sein neu erworbener Fordson durfte in der ersten Reihe und nahe zur Straße stehen. –
Wie es so schön heißt, dass „dem Glücklichen keine Stunde schlägt“, war genau, was der Autor erlebte. Sein neues, „Enzianblaues“ Hobby schlich sich stillschweigend in das Herz von Diethard Dr. Friedrich und vielen seiner Freunde ein. Nicht länger würde der Autor als ein Laie daneben stehen und zuhören. Schnell war ihm der Traktorjargon so geläufig wie seine Muttersprache. Alle Traktorfreunde der Umgebung trafen sich pünktlich jeden ersten Mittwoch im Monat, wo man eifrig Kompakttraktor sprach. Ideen und Erfahrungen wurden rege ausgetauscht und wie könnte es anderes sein, jeder Traktorbesitzer wusste, dass sein Kompakttraktor wohl der Schönste im ganzen Lande sei.